Eckpunkte

Eckpunkte eines Konzeptes zur Entwicklung der Aartalaue

Es besteht in weiten Teilen der Bevölkerung der Stadt Taunusstein Konsens darüber, dass das Aartal für die Bürger der Stadt Taunusstein besser erlebbar sein soll. Zu diesem Zwecke soll es erschlossen und gestaltet werden. Seine Natürlichkeit soll dabei erhalten bleiben.

Dieses Positionspapier der Lokalen Agenda beschreibt den konzeptionellen Rahmen für eine Entwicklung der Aartalaue, die mit den Nachhaltigkeitszielen im Einklang steht. Es ist die Zusammenfassung der bislang im Rahmen der Lokalen Agenda Taunusstein durchgeführten Fachveranstaltungen und Diskussionsprozesse.

Aufbauend auf eine Stärken-Schwächen-Auflistung definieren wir Ziele, sprechen denkbare Maßnahmen an und treffen Aussagen zum Entwicklungs-, Planungs- und Umsetzungsprozess.

Stärken-Schwächen

Stärken

  • Die Kulturlandschaft der Aartalaue ist die wertvollste natürliche Ressource des Siedlungsgebietes der Stadt Taunusstein.
  • Das Aartal liegt zentral und verbindet als unverbautes grünes Rückgrat die Stadtteile.
  • Das Aartal zeichnet sich durch eine stabile und das Landschaftsbild bereichernde Nutzung der Fläche durch landwirtschaftliche Betriebe aus.
  • Es gibt in vielen Bereichen für die Kulturlandschaft der Region typische und schöne Landschafts- und Ortsbilder (z.B. der Klosterbereich).
  • In Teilen des Aartales gibt es noch eine hohe natürliche Artenvielfalt  und eine Reihe ausgewiesener Schutzgebiete
  • Die Wasserqualität (nicht der Ausbauzustand) der Aar ist relativ gut.
  • Große siedlungsfreie Flächen in der Talaue können zur Hochwasserrückhaltung überschwemmt werden.
  • Die Taunussteiner identifizieren sich in relativ hohem Maße mit dem Aartal. Sie sind  an der Entwicklung des Aartales interessiert.
  • Das Aartal ist im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden im Untertaunus ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal der Stadt Taunusstein.

Schwächen

  • Es gibt einen stetig fortschreitenden Flächenverlust für die Aue und ihre Seitentäler durch Infrastruktur und Bauprojekte.
  • An vielen zufließenden Bachoberläufen beeinträchtigen und trennen Fischteiche die Bäche und ihre Auen.
  • Die Gewässersohle ist an vielen Stellen verbaut.
  • Vielfach fehlt der Uferschutzstreifen, so dass schädigende Nutzungen bis an das Gewässerbett oder hinein reichen.
  • Es gibt Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und des Kleinklimas durch überdimensionierte Bebauung (z.B. Aartalzentrum in Bleidenstadt).
  • Das Aartal ist für Freizeitnutzungen schlecht erschlossen:
    • Es gibt keine durchgängigen attraktiven Rad- und Fußwege
    • Die Zugänglichkeit ist durch fehlende Querwege eingeschränkt
    • Es fehlen attraktive Verweilbereiche und Freizeiteinrichtungen
    • Das Gewässer ist nicht in angemessener Weise erlebbar (Wasserspiel etc.)

Übergeordnete Ziele und Leitbild

1. Nachhaltigkeitsprinzip
Schutzbestrebungen und Entwicklungsvorstellungen müssen im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzips in Einklang gebracht werden.

2. Landschaftspark
Das Aartal soll nicht zu einem Park im herkömmlichen Sinne entwickelt werden, sondern zu einem Landschaftspark, der Naherholung und Naturerfahrung für die Bürger im Herzen der Stadt und Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere bietet. Der Landschaftspark soll aus überwiegend standortgemäß landwirtschaftlich genutzten Flächen, aus ausgewiesenen Schutzflächen, aus naturverträglichen Freizeiteinrichtungen und aus Verweilflächen zur stillen Erholung bestehen. Dabei sind sowohl ausreichend ungestörte Bereiche für natürliche Entwicklungen zu belassen als auch Erholungsinfrastruktur an geeigneten Stellen anzuordnen.

3. Ausdehnung
Mit dem „Landschaftspark Aartalaue“ soll die gesamte Aue der Aar und ihrer Zuflüsse mittel- bis langfristig zu einem durchgängigen und attraktiven Erholungs- und Erlebnisraum entwickelt werden.

Entwicklungsziele und Maßnahmen

Die ökologischen Potentiale und das Landschaftsbild des Aartales sollen erhalten, geschützt und aufgewertet werden.

Die Kulturlandschaft der Aartalaue soll als wertvollste natürliche Ressource des Siedlungsgebietes der Stadt Taunusstein erhalten werden. Schutz und Aufwertung dieser Ressource bilden die Voraussetzung für die Steigerung der Lebensqualität der Menschen in Taunusstein durch einen Landschaftspark Aartalaue.

Dies soll mit folgenden Einzelzielen und Maßnahmen erreicht werden:

  • Die Aartalaue muss von jeglicher weiterer Bebauung frei gehalten werden. Dies bedarf der konsequenten planungsrechtlichen Abgrenzung und Absicherung der Flächen im Aartal und in den Nebentälern als Freiräume.
  • Die standortgerechte landwirtschaftliche Nutzung der Grünflächen soll im Aartal Vorrang haben. Gärtnerisch gestaltete Flächen mit Pflegeaufwand sollen auf einen Minimalanteil begrenzt bleiben.
  • Die Aar und die Nebenbachläufe mit ihren Ufer- und Begleitflächen werden etappenweise renaturiert. Zum Schutz der Uferbereiche müssen von der Stadt ggf. Flächen erworben oder mit den Landwirten entsprechende Vereinbarungen getroffen werden.
  • Im Rahmen der Renaturierung werden Zugangsbereiche zum Wasser eingebaut.
  • Die vorhandenen Biotopstrukturen werden geschützt, an geeigneten Stellen werden weitere  Räume für die ungestörte Entwicklung von Pflanzen und Tieren frei gehalten oder neu angelegt (Feuchtbiotope, Streuobstwiesen etc.)
  • Das FFH-Gebiet zwischen Bleidenstadt und Hahn wird gesichert und gemäß seiner europäischen Bedeutung optimal entwickelt.
  • Es wird zusätzlich an geeigneten Stellen standortgerechte Vegetation angesiedelt (Hänge, Wege- und Bachränder), markante Stellen werden durch Pflanzengruppen aufgewertet. Ortsrandbereiche mit abrupten Siedlungsübergängen werden mit standortgerechten Gehölzen eingegrünt. Darüber hinaus werden Sichtschutz- und Alleenpflanzungen (Hochzeitsallee o.ä.) angelegt.

Der „Landschaftspark Aartalaue“ wird als zusammenhängender Erlebnisraum mit attraktiven Fuß- und Radwegeverbindungen erschlossen.

Isolierte Teilräume sollen miteinander verbunden, Barrieren und Zäsuren durch Lückenschlüsse, Brücken o. ä. überwunden werden.

Der Ausbau von Fuß- und Radwegen erfolgt in bedarfsgerechter, aber bezüglich Flächenbedarf  und Oberflächen zurückhaltender Dimensionierung.

Dies soll durch folgende Einzelziele und Maßnahmen erreicht werden:

  • Durchgehende Radwegeverbindung im Aartal von Neuhof nach Bleidenstadt (Vorschläge liegen bereits vor)
  • Heranführung von Wegeverbindungen in die Nähe der Aar, wo dies bisher nicht gegeben ist.
  • Im Aartal und den Nebentälern werden Wanderwege angelegt, wenn möglich als Rundwege.
  • Wegeerschließungen auch mit Eignung für Kinderwagen, Rollstühle, Fußgänger aller Altersstufen
  • Reitwegeverbindungen im Rahmen eines Reitwegekonzeptes, das den Interessenkonflikten Rechnung trägt.
  • Trampelpfade werden in das Wegenetz integriert.

Im „Landschaftspark Aartalaue“ werden mit dem Landschaftsbild, dem Natur- und Gewässerschutz und den Immissionsschutzbestimmungen verträgliche Freizeit- und Erholungseinrichtungen geschaffen.

Die Freizeit- und Erholungsreinrichtungen müssen so angelegt sein, dass Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes, des Erscheinungsbildes der Landschaft und der Wohnqualität der nahegelegenen Siedlungsbereiche vermieden werden.

Als vom Grundsatz her überall verträgliche Einrichtungen können z.B. gelten:

  • Bänke mit Schatten spendenden Bäumen, Aufwertung vorhandener Standorte mit Wildblumen und Blütensträuchern
  • Kneippanlagen und Barfußpfad
  • Schau-, Lehr- und Naturgärten
  • Skulpturenweg
  • Bouleplatz, Freiluftschach
  • Uferzugänge für Kinder, naturnahe Spielplätze

Weitere Einrichtungen, die aber einer intensiven Prüfung ihrer Standorte und ihrer Immissionswirkungen (insbesondere Lärm) bedürfen, wären zum Beispiel

  • Spielwiesen in den einzelnen Stadtteilen
  • Grillplätze, ggf. mit Blockhütten
  • Jugendtreffs
  • Beach-Volleyball-Fläche
  • Bedarfseisbahn

Kunst, Kultur und Heimatgeschichte sollen in der Gestaltung des Landschaftsparkes Aartalaue sichtbar werden.

Kunst im öffentlichen Raum trägt dazu bei, jeder Stadt ihr eigenes Gesicht zu verleihen. Die Menschen fühlen sich wohler in einer Stadt, deren Bild  von Künstlern mitgeformt wird. Die Auseinandersetzung mit Kunstwerken trägt zur Identifikation der Menschen mit  ihrem Lebensraum bei.

Der Landschaftspark Aartalaue soll auch Elemente enthalten, die Foren für kulturelle Aktivitäten ermöglichen.

In der Gestaltung des Landschaftsparkes Aartalaue soll auch Heimatgeschichte sichtbar werden. Es sollen Bezüge hergestellt werden zur früheren Bedeutung alter Bauten und Plätze, kaum noch sichtbaren Elemente der Kulturlandschaft, früheren Landnutzungen und alten Verkehrswege. Mit dem Agenda-Projekt „Geschichte sichtbar machen“ wurden bereits Ideen, die in diese Richtung weisen, konkret umgesetzt.

Als Maßnahmen sind zum Beispiel denkbar:

  • Installation von Kunstobjekten, Skulpturenweg
  • Raum für offene Künstlerwerkstätten (Sommerwerkstatt)
  • Kennzeichnung alter Einrichtungen (z.B. Mühlgraben)
  • Schautafeln
  • Herstellung historischer Bezüge z.B. an Orten wie Kloster Bleidenstadt (Klostergarten), Limes, Backes im Hambach, Schloss, Gerichtsplatz mit Galgen und Judenfriedhof in Wehen.

Denkbar sind auch Rekonstruktionen (Mühlenbetrieb, Römereinrichtungen in der Nähe des Limes) für Veranstaltungen

Die Planung und Umsetzung des „Landschaftspark Aartalaue“ soll im Rahmen eines  stufenweisen Verfahrens unter Mitwirkung der Bürger erfolgen

Mit der Planung und Umsetzung des „Landschaftspark Aartalaue“ sollte ein Entwicklungsprozess in Gang gesetzt werden, im dem auch neue Wege eines konsensorientierten Zusammenarbeitens zwischen Stadtverwaltung, bürgerschaftlichen Initiativen, Vereinen, Fachbehörden und Interessengruppen aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen beschritten werden.

Ein solches Verfahren erfordert die Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge in der Vorgehensweise. Am Anfang steht dabei die Erarbeitung eines informellen Rahmenkonzeptes mit Bestandsaufnahmen, Zielen und Maßnahmen unter Mitwirkung von Bürgern und interessierten gesellschaftlichen Gruppen und am Ende das Planungsrecht mit formellen Beteiligungsverfahren für die abschnittsweise Realisierung einzelner Maßnahmen,

Auf diese Weise kann gewährleistet werden, dass eine Vielzahl von Ideen und Initiativen frühzeitig erkannt und aufgegriffen wird, und dass laufende Anpassungen und Aktualisierungen des Rahmenplanes möglich bleiben.

Wie die Vortragsreihe der Agenda 21 Taunusstein zum Aartal im Jahr 2002 gezeigt hat, gibt es in der Bürgerschaft von Taunusstein eine starke Identifikation und hohe Mitwirkungsbereitschaft zum Thema Aartal. Diese sollten genutzt werden, bevor Consulting-Büros mit kostenträchtigen austauschbaren Planwerken beauftragt werden. Fachleute sollten anstatt dessen bei der Moderation von Bürgerworkshops und bei der professionellen Weiterentwicklung der dort gewonnenen Ideen, Ziele und Maßnahmen eingesetzt werden.

Der Planungs- und Umsetzungsprozess sollte von einem dauerhaft eingerichteten Beirat zur Beratung der Entscheidungsträger begleitet werden. Dafür bietet die Lokale Agenda Taunusstein ihre Mitwirkung an.